Die Problematik von Bisphenol A (BPA) 1. Einleitung Bisphenol A (BPA) zählt zu den am weitesten verbreiteten Industriechemikalien und findet sich aufgrund seiner vielseitigen Einsatzgebiete überall im Alltag. Zahlreiche Studien bestätigen, dass BPA in über 90 % der untersuchten Proben menschlicher Körperflüssigkeiten nachgewiesen wird. Angesichts seiner hormonellen Wirkung und der damit verbundenen Gesundheitsrisiken gewinnt die Bewertung von BPA zunehmend an Bedeutung. 2. Was ist Bisphenol A? BPA ist ein organisches Molekül (C15H16O2), das als Monomer für Polycarbonat-Kunststoffe (z. B. Trinkflaschen, CDs, Gehäuse von Elektrogeräten) Epoxidharze (z. B. Innenbeschichtungen von Konservendosen) verwendet wird. Dabei wird BPA chemisch zum Polymer umgesetzt, verbleibt jedoch oftmals in Restmengen im Endprodukt und kann sich freisetzen. 3. Vorkommen und Exposition Menschen sind BPA–Expositionen vor allem über die Nahrung, aber auch über Hautkontakt und Atmung ausgesetzt: Jährliche EU-Produktion von BPA: über 1 Mio. t, davon rund 410.000 t in Deutschland Hauptfreisetzung aus Lebensmittelkontaktmaterialien, Thermopapier, PVC-Anwendungen Biomonitoring: HBM4EU-Studie – 92 % der Erwachsenen aus 11 EU-Ländern hatten BPA im Urin nachweisbar4 Einzelne nationalstaatliche Erhebungen berichten sogar von bis zu 98 % Nachweisraten in Blutproben 4. Wirkmechanismen BPA wirkt als endokriner Disruptor, indem es an Östrogenrezeptoren bindet und die Hormonkommunikation stört embryonale Entwicklung beeinträchtigt Fortpflanzungsfunktionen verändert Diese „Störsignale“ im Hormonsystem können schon in sehr niedrigen Konzentrationen gesundheitliche Effekte auslösen. 5. Gesundheitliche Auswirkungen Endokrine Disruption und chronische Exposition gegenüber BPA stehen im Verdacht, folgende Effekte zu begünstigen: Organsystem Mögliche Folgen Fortpflanzung Frühe Pubertät, reduzierte Spermienqualität, Unfruchtbarkeit Nervensystem Verhaltensauffälligkeiten, kognitive Beeinträchtigungen Stoffwechsel Übergewicht, Fettleibigkeit, Diabetes Immunsystem Schwächung der Immunabwehr, erhöhtes Allergie- und Asthmarisiko Hormonsystem Brust- und Hodenkrebs, Schilddrüsenerkrankungen Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen korrelieren mit BPA-Exposition Asthma-Inzidenz bei Kindern steigt um über 50 % bei erhöhten BPA-Werten im Urin Details zu Immun- und Stoffwechseleffekten 6. Regulatorische Maßnahmen EU-Verbot für Lebensmittelkontaktmaterialien (seit 20 Jan 2025, Übergangsfrist 18 Monate) TDI-Neufestlegung durch EFSA (2023): 0,2 ng/kg KG/d (20 000-fach strenger als 2015) – Überschreitungen bei mittlerer und hoher Exposition in allen Altersgruppen zeigen Handlungsbedarf auf Frankreich: Komplettes Verbot von BPA in Lebensmittelkontaktmaterialien (seit 2015) USA und weitere Nationen: Teilrestriktionen und Neuklassifizierungen geplant 7. Fazit und Ausblick Die allgegenwärtige Verfügbarkeit von BPA und seine hormonelle Wirkung begründen die Notwendigkeit weiterer Forschung und strengerer Regulierungen. Obwohl EU-weit erste Verbote greifen und Höchstgrenzen gesenkt werden, zeigen Biomonitoring-Daten, dass die Bevölkerung weiterhin hohen Belastungen ausgesetzt ist. Langfristig bedarf es Entwicklung sicherer Alternativstoffe Monitoring-Programme auf nationaler Ebene Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher